Freitag, 13. September 2013

Platz 7 - Oscar 2005

Oscars 2005 - Hey, you wanna fight?

Million Dollar Baby (Clint Eastwood) 9/10

Tja, Boxen. Im Fernsehen kann ich mir das nicht anschauen, da ist mir das meistens zu langweilig. Aber im Film ist das eine ganz andere Sache. Natürlich ist das alles perfekt zugeschnitten und es passiert immer etwas Aufregendes. Aber das will der Zuschauer doch sehen und keine 12 Runden und Sieg nach Punkten, duh. Also kommen wir zu diesem Film. Er handelt von Maggie, einer Dame mit White Trash Hintergrund, die sich beweisen will und nach einigem hin und her einen alternden Boxtrainer findet, der sie unter ihre Fittiche nimmt. Diesen alten Knacker spielt Clint Eastwood in gewohnt mürrischer Art, der es auch allen Zeigen will und dann schließlich doch ein Mädchen trainiert, auch auf Anraten seines Kumpels Morgan Freeman. Mal unter uns: Wie cool wäre es Morgan Freeman als Kumpel zu haben? Aber weiter im Text, er ist dermaßen sympathisch, dass man verstehen kann, wieso er den Oscar gewonnen hat, der natürlich auch als "kleines Lebenswerk" durchgehen kann. Insgesamt hat der Film eine Rocky-ähnliche Struktur, bis zu einer Stelle, die ich hier nicht näher beschreiben will, die den Film aber auf ein völlig neues Level bringt und ihn erst richtig gut macht. Also wenn ihr jetzt denkt: "Hmm... Sportfilm ist gut und dann wird der NOCH besser..." Tja, dann müsst ihr ihn euch anschauen!

Aviator (Martin Scorsese) 6.5/10

Ich bin Fan von Scorsese's Filmen, doch mit diesem wurde ich nie warm. Er handelt von Howard Hughes, stinkreicher amerikanischer Flugpionier und ist wunderbar anzusehen. Kamera, Schnitt, Ausstattung, Kostüme, alles erste Sahne. Doch hat er einfach das riesige Problem, dass der Hauptdarsteller dermaßen unsympathisch ist und ihm sein Schicksal einfach egal ist. Er durchläuft Höhen und Tiefen, wie es meistens in epischen Filme so vor sich geht, trifft dabei interessanten Leuten, besucht exotische Orte, aber eine Bindung zum Zuschauer wird nicht geschaffen und so bleibt der Film eine einzige Enttäuschung.

Sideways (Alexander Payne) 8.25/10

Ich denke, dass ich diesen Film in 20 Jahren sehr viel mehr schätzen werde als jetzt. Er handelt von zwei Männern "im besten Alter", so Mitte 40, die sich auf eine Reise durch Kaliforniens Weinanbaugebiete machen. Beide haben Probleme, aber vor allem Miles - Paul Giamatti (oder auch: Ach, DER TYP) in einer Oscar-reifen Rolle, die skandalöserweise nicht nominiert wurde - ein Autor, der schon seit Jahren nichts fertig gebracht hat. Es ist alles andere als ein spektakulärer Film, dafür zeigt er, wie normale Leute handeln und dass deren Sorgen um einiges mehr berühren können, als dass noch aufregende Verfolgungsjagden eingefügt worden wären.

Ray (Taylor Hackford) und Wenn Träume fliegen lernen (die bescheuerten Titel bleiben) (Finding Neverland, Marc Forster) habe ich erst einmal bzw. noch gar nicht gesehen, deshalb entfällt hier eine Bewertung.

Besserer Gewinner: Bleibt dabei, Million Dolllar Baby, die richtige Wahl

Mein persönlicher Gewinner: Gegen die Wand

Top 3 der übrigen Songs des Jahres:

1. Gegen die Wand (Fatih Akin) 9.75/10

Der wichtigste deutsche Film der letzten 20 Jahre. Wer nicht schockiert auf den Bildschirm starrt, sobald der Abspann läuft, hat kein Herz. Denn die Intensität, die hier geliefert wird, ist eigentlich unbeschreiblich. Die Geschichte handelt von zwei Außenseitern mit türkischer Herkunft in Deutschland: Sibel und Cahit, gespielt von Sibel Kekilli und Birol Ünel. Beide haben versucht sich umzubringen, aus unterschiedlichen Gründen, Cahit weil ihm Depression quält und Sibel, die in zwangsverheiratet werden soll. Die beiden freunden sich an und beschließen selbst zu heiraten, um aus dem Zwang zu entkommen. Was dann passiert, werde ich nicht verraten, ihr müsst den Film selbst sehen. Es wird keinen Spaß machen, aber nicht nur, dass er ein weiteres Licht auf die Ausländerdebatte in Deutschland wirft, nein, er zeigt wahrhaftige, rohe Emotionen zweier Menschen, wie sie selten auf Film festgehalten wurden.

2. Vergiss mein nicht (Eternal Sunshine of the Spotless Mind, Michel Gondry) 9.5/10

Die Liebe ist hier das ausschlaggebende Thema. Zwei Menschen finden zueinander, verlieben sich und am Ende geht es in die Brüche. Das hat man schon tausendmal so gesehen. ABER hier ist es anders. Joel beschließt, jegliche Erinnerung an Clementine mit Hilfe einer Firma auszulöschen. Als er dann jedoch auf den Stuhl festgeschnallt ist, merkt er, was er eigentlich alles mit ihr erlebt hat. So muss er sich eingestehen, dass es vielleicht doch keine so gute Idee gewesen ist, diese Prozedur über sich ergehen zu lassen. Er erinnert sich an  alle schönen Dinge und der Zuschauer wird einfach mitgenommen auf die wilde Fahrt durch Joels Gedächtnis und damit auch seinem Leben. Jim Carrey und Kate Winslet als unglückliches Liebespaar sind hier in einer ihrer besten Rollen zu sehen und auch die Nebenrollen sind super besetzt worden. Man kann den Film gar nicht oft genug sehen, jedesmal entdeckt man neue Details, die einem vorher nicht aufgefallen sind. Das liegt an der kunterbunten Ausstattung und der Vorstellungskraft des Regisseurs Gondry, der vorher Musikvideos gedreht hat (zum Bespiel Fell In Love With A Girl von den White Stripes).


3. Die Tiefseetaucher (The Life Acquatic With Steve Zissou, Wes Anderson) 9/10

Ein Film von Wes Anderson, also weiß man direkt, was man auf jeden Fall erwarten kann: Liebe zum Detail, CHECK - Hier ist es die Schifffahrt mit voll ausgestatteten Booten, Outfits und einem Filmteam; Verrückte Charaktere, CHECK - Allein Bill Murray in der Hauptrolle auf der Jagd nach seinem Moby Dick ist den Eintritt wert, aber auch Cate Blanchett als schwangere Reporterin, Owen Wilson als Frischling und Willem Dafoe als Klaus, machen den Film zum verrückten Erlebnis; und am wichtigsten den emotionalen Mittelpunkt - das Herz hinter dem Verrückten - CHECK, aber wie diese Szenen aussehen, das müsst ihr schon selber heraus finden. Leider ist das Film sehr unrhythmisch gestaltet worden, er zieht sich doch sehr an manchen Stellen, dafür sind die Gags für Leute mit Humor (also nicht nur: Ein Typ rennt gegen eine Mauer - höhö) hier zahlreich zu finden und es gibt als Bonus eine unfassbare Szene unter Wasser mit der Musik von Sigur Rós im Hintergrund. Pure Kino-Magie.

Weitere Knaller: Collateral (Michael Mann), Hautnah - Closer (Mike Nichols) und Die Bourne Verschwörung (The Bourne Supremacy, Paul Greengrass)


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