Donnerstag, 6. November 2014

Special: Die 10 besten Filme 2000-2009 (Post Nr. 100)




Dieser Post wäre natürlich schon viel früher erschienen, da ich meinen blog aber noch nicht im Jahr 2010 betrieb, dachte ich, dass es an der Zeit wäre zur Feier meines 100. Posts (WOOOOHOOOO!!!!) euch mal wieder eine Top 10-Liste zu präsentieren. 

Heute geht es um die zehn besten Filme der Jahre 2000 bis 2009, also dem ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Diese Zeit markiert auch den Moment, in dem ich mich zum ersten mal wirklich intensiv mit Filmen beschäftigt habe. Viele der Filme werdet ihr schon kennen, ich habe zu den meisten bereits eine Kritik verfasst, zu der ich natürlich verlinken werde. Auch bei den "Oscar-Specials" zu Beginn, habe ich viel über diese Werke geschrieben. Nichtsdestotrotz sind dies die Filme, die mir unglaublich wichtig sind und die jeder von euch gesehen haben sollte. Die Auswahl fällt mir sehr schwer, im nächsten Post werde ich auf die "Verlierer" eingehen, die es nicht in die Top 10 geschafft haben, die aber dennoch unglaublich sind. Ohne weitere großen Vorreden steigen wir in die Liste ein von Platz zehn bis Platz eins.
Heißer Tipp: Vor dem lesen des jeweiligen Artikels: Überschrift anklicken und die Boxen aufdrehen!

Platz 10: Mulholland Drive (David Lynch, USA 2001)

Dies ist der merkwürdigste und gleichzeitig faszinierendste Film der ersten Dekade. Er beginnt wie jeder andere, 08/15 Film über eine jungen Frau namens Betty (Naomi Watts), die aus dem Midwest ins sonnige Los Angeles reist, um ihrem Traum eine Schauspielerin zu werden, zu verfolgen. Doch in der sagenumwobenen Straße durch die Hollywood Hills geschieht ein Unfall, bei der Rita (Laura Harring) verletzt wird und ihr Gedächtnis verloren hat. Sie und Betty treffen aufeinander und letztlich zieht Rita zu Betty in die Wohnung.

Wie gesagt ist es bis dahin ein total gewöhnlicher Film, doch DANN ist plötzlich alles anders. Ihr jetzt so: HÄ?! Aber ich werde nicht mehr verraten, um den Effekt nicht zu zerstören, seid euch nur sicher, dass ihr genauso geschockt sein werdet, wie ich beim ersten mal. Doch das macht diesen Film so besonders und einen der komplexesten, dabei aber auch süchtig machenden Filme der letzten 20 Jahre, denn man will ihn entschlüsseln und begreifen. Ob dies nun die Absicht David Lynchs war, das kann ich nicht sagen, aber seid euch gewiss, ihr werdet den Film, der im Grunde ein einziger langezogener Trip ist - mit sensationellen Bildern von LA und famosen Darstellern (vor allem das Frauengespann) angezogen, verspeist und verstört zurückgelassen werden. Wer einen wirklich anspruchsvollen, aber unheimlich faszinierenden Film sehen möchte, der komplett anders ist, der ist hier genau richtig. Fans von "Twin Peaks", "Blue Velvet" und "Lost Highway" sowieso.




Platz 9: Road To Perdition (Sam Mendes, USA 2002)

Eine kleine Stadt nahe Chicago im Jahre 1931. Mike Sullivan (Tom Hanks) ist der "Mann für's Grobe" des irisch-amerikanischen Gangsterbosses John Rooney (Paul Newman in seiner letzten großen Rolle) und zusammen mit dessen Sohn Connor (Daniel Craig), muss er einen Auftrag erledigen. Da Mikes Sohn - Mike Jr. - ziemlich neugierig ist und sein Vater stets kein Wort über seine Arbeit verloren hat, versteckt er sich natürlich im Wagen seines Vaters, als dieser eine Auftrag gehörig versaut wird (danke, Connor...). Junior hat alles gesehen und die Organisation von Rooney erlaubt keine Fehler. Vater und Sohn sind von nun an zusammen "on the road".

Wenn ihr euch später die gesamte Liste anschauen werdet, dann wird euch auffallen, dass dies hier der "klassischste" Hollywood-Film der Liste ist. Er ist im Grunde auch nur ein "gewöhnlicher" Gangster-Film, doch wenn man dieses Genre einmal näher betrachtet, dann halte ich diesen Film hier für den besten seiner Art der letzten 20 Jahre. Alles ist perfekt: Es gibt interessante Charaktere (Jude Law kommt nach einem Drittel als Bösewicht ins Geschehen), er besitzt eine fesselnde Geschichte, epische Musik und vor allem sind es die atemberaubenden Bilder. Der letzte Film von Condrad L. Hall (völlig zu Recht mit dem Oscar ausgezeichtet) bietet Momente, die mit zum atemberaubendsten gehören, was ich in den letzten 20 Jahren gesehen habe. Allein die Schießerei beim Gewitter ist das Einlegen der DVD wert. Wer einen klassischen Gangster-Film sehen will, kommt an diesem nicht vorbei.




Platz 8: The Fountain (Darren Aronofsky, USA 2006)

Sehr viele Leute haben ein Problem mit diesem Film. Er spielte nur 15$ Mio ein und auch die Kritiker waren nicht angetan von Aronofskys Nachfolge von "Requiem For A Dream" (2001), das viele Jahre in der Produktion war und auch einen kompletten Neuanfang nehmen musste, nachdem Brad Pitt als Hauptdarsteller ausstieg. Nichtsdestotrotz muss ich sagen: Ich liebe diesen Film.

 Er ist so herrlich anders, dass es eine Freude ist. Er ist absolut nicht perfekt, manche Szenen hätte man komplett streichen, oder kürzen können, doch in seiner Gänze ist er unheimlich faszinierend. Die episodenhafte Erzählstruktur schreckt viele Zuschauer ab, der Film ist in drei Teile geteilt, von denen zumindest ein Teil komplett anders ist, als man es zuvor erwartet haben wird.

Der Film spielt in drei Zeitzonen: Die erste ist in Südamerika angesiedelt, das Jahr ist 1505 und ein Conquistador der spanischen Krone soll für seine Königin den Baum des Lebens finden, der sie vor dem Tod retten soll. Danach geht es ins Jahr 2005. Der Forscher Tommy versucht verzweifelt, seine Frau Izzy von ihrem Hirntumor zu befreien. Die letzte Stufe spielt in ferner Zukunft, bei der ein Mann allein auf einer Insel mit Baum durch das All fliegt. Die drei männlichen Rollen werden von Hugh Jackman verkörpert, während Rachel Weisz das weibliche Pendant dazu abgibt. Beide spielen überragend.

Und ihr so: Ja nee, is klar... Es klingt verrückt, keine Frage. Doch wenn man sich auf diesen Film einlässt, ist er einer der epischsten überhaupt und gleichzeitig eine der emotionalsten Liebesgeschichten, die in den letzten Jahren auf Film gefasst wurde. 




Platz 7: Gegen die Wand (Fatih Akin, D 2004)

Der wichtigste deutsche Film der letzten Jahre. Akins Geschichte über einen desillusionierten, agressiven Mann (Birol Ünel), der nichts mit seinem Leben anzufangen weiß und die emotionale, lebensfrohe junge Türkin (Sibel Kikelli), die nicht zwangsverheiratet werden will. Beide begehen Selbstmordversuche und treffen im Krankenhaus aufeinander. Um ihrem Dilemma zu entkommen, beschließen sie selbst zu heiraten - zum Schein. Als sich jedoch Cahit wirklich in Sibel verliebt, die hemmungslos feiert, geschieht eine Katastrophe.

Der Film macht danach einen Zeitsprung und verlegt den Handlungsort von Hamburg nach Istanbul und wird noch sehr viel intensiver, als man es sich vorher gedacht haben könnte. Dies ist ein harter Film, der einen buchstäblich mit dessen Intensität ins Gesicht schlägt. Wenn man nicht darauf vorbereitet ist, kann man bewogen sein, ihn sofort wieder auszustellen. Davon rate ich euch aber ab. Schaut ihn euch an, denn er sagt so viel über menschliche Beziehungen und dessen Höhen und vor allem Tiefen.

Kikelli ist phänomenal als Sibel, ihr dürftet sie als "Shay" aus "Game Of Thrones" kennen. Leider hat man seitdem nicht mehr viel von Ünel gehört, seine Performance ist gleichwertig sensationell. Regisseur Akin gehört seit diesem Werk zu den bedeutendsten deutschen Regisseuren überhaupt, er hat nicht zu unrecht unter anderem den Goldenen Bären der Berlinale und den Europäischen Filmpreis für den besten Film gewonnen, dass es nicht der Oscar wurde, ist unverständlich. (Damals wurde "Der Untergang" nominiert, ein ganz anderer, aber kein schlechter Film, dennoch halte ich "Gegen die Wand" für so viel besser.)




Platz 6: Pans Labyrinth (Guillermo del Toro, ESP 2006)

Über diesen Klassiker des modernen, fantastischen Kinos habe ich erst vor kurzem geschrieben. Wer also Fantasy mag und etwas sehen möchte, das deutlich mehr fordert, aber auch fasziniert, als zum Beispiel "Herr der Ringe", dabei aber nicht komplett in ein erdachtes Reich tauchen möchte, der ist hier genau richtig. Macht euch aber auf ein paar schockierende Momente gefasst, ich habe euch gewarnt.




Platz 5: Eternal Sunshine of the Spotless Mind (Michael Gondry, USA 2004)

Was für ein bescheuerter deutscher Titel ("Vergiss mein nicht") aber darüber habe ich mich auch schon in der ursprünglichen Kritik aufgeregt. Das ist auch mein einziger Kritikpunkt, für den der eigentliche Film gar nichts kann. Denn er ist einer der komplexesten, emotionalsten und einfach besten Liebesgeschichten, die je auf der Leinwand festgehalten wurden. Dazu kommt noch eine abgefahrene Science-Fiction angehauchte Story über Gedächtnisreinigung, unfassbare Sets und Locations und Jim Carrey und Kate Winslet in ihren besten Rollen.




Platz 4: Brokeback Mountain (Ang Lee, USA 2005)

Der ergreifendste Film dieser Dekade. Wer sich am Ende nicht schlecht fühlt, hat kein Herz. Was wurde nicht alles über diesen Film gesprochen und was für einen Skandal hat er nicht in Amerika ausgelöst. Dabei ist es im Grunde ein harmloser Film über die Liebe, nur, dass es nicht die heterosexuelle, vom Großteil der Gesellschaft akzeptierten, Version, ist, sondern die Liebe zwischen zwei Männern. Beide wollen es nicht wahrhaben und verdrängen es über Jahrzehnte, ihr ganzes Leben zerbricht daran und endet am Ende in der Tragödie.

Heath Ledger war nie besser (auch nicht als "Joker" in "The Dark Knight"). Ich rechne seine Performance als Ennis del Mar zu den großen der amerikanischen Filmgeschichte und auch Jake Ghyllenhaal als Jack Twist ist genauso gut. Ang Lee versteht es, die Wildnis Wyomings, deren Hinterwäldler-Gesellschaft und das Klima der Angst perfekt einzufangen. Er ist so viel mehr als nur "der schwule Western" und wer das nicht versteht, der besitzt keinerlei Empathie. Es sind Menschen, die sich lieben, was kann daran falsch sein?


Platz 3: 25 Stunden (Spike Lee, USA 2002)

Meine eigentliche Kritik ist schon eine Weile her, aber mein Punkt bleibt bestehen: Dies ist einer, wenn nicht sogar der wichtigste amerikanische Film nach 9/11. Und das, obwohl hier der letzte Tag im Leben eines Verbrechers dargestellt wird. Denn es sind gerade die nicht perfekten, kaputten Bürger Amerikas, die den "american spirit" in sich tragen: Diese Gier, immer weiter machen zu wollen, die Unvollkommenheit. Eindrucksvoll kann man dies in der "F-You"-Szene sehen, die natürlich genau das Gegenteil dessen ist, was gesagt wird: Nämlich der große Liebesbeweis an eine zerstörte Psyche, an eine zerstörte Stadt, die wieder aufersteht. 



Platz 2: City Of God (Fernando Mereilles, BRA 2002)

Eines der größten Epen der ersten Dekade ("Herr der Ringe" ausgeschlossen). Der Krieg in den Favellas Rio de Janeiros ist dynamisch und faszinierend verfilmt worden, mit solch einer Geschwindigkeit, dass die über zwei Stunden wie im Fluge vergehen, wie ich schon in meiner ursprünglichen Kritik anmerkte.

Der Zuschauer wird mit so vielen Charakteren bombardiert, dass es beim ersten mal sehr schwierig ist, alle Figuren einordnen zu können. Auch erst beim mindestens dritten mal steigt man noch nicht komplett durch. Wie in einem guten Roman wird einem Jungen beim aufwachsen zum jungen Mann zugesehen (siehe "Boyhood"). Hier sind es sogar zwei: Buscape, der später einmal Fotograf wird und Löckchen, der Gangster werden wird. Zwei völlig verschiedene Wege, doch beide treffen immer wieder aufeinander, was diesen Film so faszinierend macht. Vollste Empfehlung und er wäre auch fast meine Nummer 1 geworden, wenn da nicht ein gewisser anderer, in England spielender Film gewesen wäre...



Platz 1: Children of Men (Alfonso Cuarón, UK 2006)

Konnte es nach all meinen vorherigen Huldigungen ein anderer Film geworden sein, der den ersten Platz einnehmen würde? Nein, konnte es nicht. Denn seitdem hat mich kein Film mehr fasziniert, oder auch ähnlich staunend, ob all der dargestellten Dinge, zurückgelassen. Wenn man sich vorstellt, was allein in den zahlreichen Kamerafahrten für Dinge produziert, Leute angewiesen, Kulissen und Kostüme fertiggestellt werden mussten, ist man einfach sprachlos. Das England, das hier dargestellt wird, ist erschreckend und die Konsequenzen, welche die hier präsentierte Welt und deren darin lebenden Menschen erleben müssen, sind unvorstellbar. Ein Meisterwerk, das ich noch in Jahrzehnten immer wieder mit Staunen sehen und einfach erleben werde.


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